Jede Krise birgt eine Chance

Beitrag vom
19. März 2020
Corona-Krise, Gesellschaft, Meditation & Achtsamkeit, Neuigkeiten

Es gibt zwei Möglichkeiten, unheilsame Gedanken und Emotionen zu überwinden:
Die erste ist die Übung, negative Gedanken und Emotionen im Augenblick zu erkennen und zu versuchen, sie fallenzulassen. Dafür dient W.I.S.D.O.M., die stete Praxis von Meditation, Achtsamkeit, Untersuchung und Anstrengung, wie ich sie in meinen Büchern darstelle.

Die zweite ist, sich heute so zu ändern, dass morgen unheilsame Gedanken und Emotionen gar nicht mehr entstehen. Sie ist die Königsmethode, aber ebenso wie die erste Übung eine lebenslange Aufgabe.

Die Corona-Krise bietet große Chancen. Viele von uns müssen zu Hause bleiben, sie können alte Verhaltensweisen hinterfragen und neue entwickeln. Jetzt kann man die Zeit dazu verwenden, das eigene Bewusstsein zu schärfen, auf die Gefühle zu achten und zu erkennen, wie Gefühle die Gedanken und das Handeln beeinflussen.

Ich werde daher in den folgenden Wochen der Corona-Krise Übungen zum Erlernen von Freude, Mitgefühl, Liebe und Gelassenheit auf diese Seite stellen.

Tägliche Betrachtung
Diese Übung nach dem Aufstehen und/oder vor dem Schlafengehen durchführen.
Schriftlich oder kontemplativ in der Meditation folgende Fragen stellen und beantworten:

  • Wie geht es mir heute?
  • Habe ich Ängste, Befürchtungen und/oder Hoffnungen?
  • Wie war das gestern?
  • Wie war das vor einer Woche?

Anmerkung:
Durch diese Übung lässt sich das Kommen und Gehen der Gedanken und Gefühle erkennen.

Das kann zur erfahrenen Einsicht führen, dass sie ständig kommen und gehen und einen Anfang, eine Mitte und ein Ende haben. Das Erkennen, dass sich auch unangenehme Dinge immer wieder lösen, gibt Sicherheit und Vertrauen in den eigenen Lebensfluss.

Wenn Sie allerdings den Eindruck haben, dass sich Ihre Gefühle nicht ändern, vor allem, wenn sich die Gedanken und Emotionen vorwiegend im negativen Bereich bewegen, sollten Sie immer wieder versuchen, aus ihnen ‚auszusteigen‘ oder sie zumindest zu unterbrechen. Wichtig ist der bewusste Umgang mit ihnen. Man muss ihnen ‚ins Gesicht schauen‘. Tut man das nicht, ist die Gefahr groß, sie unbewusst zu verdrängen. Das ist schlecht, denn dann rumoren sie im Untergrund und können sich in Krankheiten, körperlichen und geistigen Beschwerden manifestieren.

Für den bewussten Umgang mit negativen Gedanken und Emotionen bieten sich mehrere Möglichkeiten an:

  • Sich erden
  • Gefühle und Gedanken ersetzen
  • Übung W.I.S.D.O.M.

Erdung – Vom Umgang mit der Angst
Durch Erdung gelingt es, negative Gedankenspiralen zu unterbrechen.

Sich ins Bett oder auf eine Unterlage legen und sich liegen spüren. Spüren, wie der Körper die Unterlage berührt. Wissen: „Das ist Liegen, so fühlt sich Liegen an.“ Man kann sich diesen Satz auch wortwörtlich vorsagen.

Wenn Ängste oder Befürchtungen vorhanden sind, sich ebenfalls laut oder leise vorsagen:

  • Die Angst kommt nur aus mir.
  • Die Angst kommt nicht von außen.
  • Ich bin die Ursache meiner Angst.
  • Versuchen, die eigene Angst zu akzeptieren, indem man sich sagt: „Ich liebe meine Angst.“

Anmerkung: Die eigene Angst, die doch so unangenehm ist, zu lieben, scheint im ersten Augenblick paradox. Es wird jedoch die Zeit kommen, in der man erkennt, was hinter der Angst steckt und dass sie immer vor Neuem auftritt. Psychologische Angst entsteht auch, wenn das Unbewusste bereit ist, Neues zuzulassen, und man sich dagegen noch mit inneren oder äußeren Gedanken und Argumenten wehrt. Wenn man einmal erkannt hat, dass hinter der Angst auch die Bereitschaft für Neues liegt, wird es möglich, die eigene Angst zu lieben. Sie ist ja auch ein Schutzmechanismus, um sich nicht zu überfordern.

Auf keinen Fall versuchen, die Angst zu unterdrücken oder wegzuschieben. Das wäre nicht gut. Angst löst sich nicht dadurch, dass man sie nicht haben möchte, sondern dadurch, dass man sie annimmt. Das gelingt umso leichter, je mehr man erkennt, was hinter der Angst liegt, wenn man ihr quasi ‚ins Gesicht schaut‘. Dazu muss man sie aber zulassen und darf sie nicht weghaben wollen. Letzteres funktioniert ohnehin nicht.

Andere Formen der Erdung

  • Ein warmes Bad nehmen
  • Essen und trinken
  • Körperliche Tätigkeiten: Gartenarbeit, Aufräumen, Kochen, …
  • Kreative Tätigkeiten: Musizieren, Malen, Schreiben, …
  • Körperliches Ausagieren: Dynamische Meditation, Tanzen, Sexualität, …
  • Meditation
  • Achtsamkeitsübungen

Unbedingt vermeiden

  • Nikotin
  • Alkohol
  • Medikamente
  • Drogen

Diese Übungen und Anleitungen werden für die Dauer der Corona-Krise fortgesetzt.

5 Antworten zu “Jede Krise birgt eine Chance”

  1. Lilo Schrammel sagt:

    Das stille Sitzen ,dass ja für die Meditation ja notwendig ist,fällt mir sehr sehr schwer.Innere Unruhe u die Gedanken rattern durch den Kopf. Es fällt mir leichter wenn ich in die Natur rausgehe…einfach gehen…da kann ich mich erden,auch beim Kochen,Gartenarbeit oder kreative Tätigkeit. Es fällt mir sehr sehr schwer einfach nur zu sitzen und zu atmen,Angst und Depression wechseln sich ab. Kann ich die Übung für den Anfang auch in der Natur im Gehen machen,beginnen?

  2. Peter Riedl sagt:

    Am Anfang übt man am Besten so, wie es einem am Leichtesten fällt.
    Aller Anfang ist schwer – und wird später leichter😊. Auch Kochen, Rechnen und Schifahren ist am Anfang schwierig. Es braucht ein wenig Zeit. Mit Geduld gehts leichter.

  3. Christine Haslinger sagt:

    Vielen Dank für deine Initiative und herzlichen Dank für das Überlassen der Bücher.
    Ich bin in freiwilliger Quarantäne und nehme deine Anregung zum Anlass die Meditations- und Achtsamkeitspraxis wieder zu aktivieren.
    Herzlichen Dank Christine

  4. Monika Brandt sagt:

    Guten Morgen Peter Riedl, sicherlich ist Ihnen der „Benediktushof“ bekannt. Ich habe dort drei oder vier mal als „Langzeitgast“ für mehrere Wochen gearbeitet und meditiert. Das Sitzen war zeitweise eine Tortur: die Gedanken jagten durch mein Hirn, umso „lauter“, je stiller es wurde, oder ich schlief ein und drohte umzukippen. Ich bin ein Bewegungsmensch, Unterwegs, allein mit meinem Hund überkommt mich zeitweise ein so friedliches Gefühl, dass ich immer weiter und weiter gehen möchte. SO soll es bleiben! Ich fühle mich mit mir und allem, was mich umgibt verbunden und im Reinen. Im Sitzen fühle ich mich nicht, bzw. es kommt zu o.g. „Befindlichkeiten“. Was also frage ich Sie, könnte „der Lohn der Angst“ sein? Möglicherweise habe ich die Frage soeben selbst beantwortet. Freundlichen Gruß und bleiben Sie gesund!🎶

  5. Peter Riedl sagt:

    Liebe Monika!
    Oft kommen die Einsichten erst hinter der Angst. Das Unterbewusste ist schon bereit Neues zuzulassen und der „Kopf“, also der kontrollierende Geist wehrt sich noch dagegen und reagiert mit Angst. Der „Lohn der Angst“, wie Du das nennst, ist das Neue, das dahinter kommt. Angst ist ja das Gefühl, das wir vor dem Unbekannten haben.